Zusammenfassung
Dem Thema Personalbemessung in Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik kommt aktuell eine große gesundheitspolitische Bedeutung zu. Eine ausreichende empirische Evidenz für die Entwicklung eines umfassenden Systems der Personalbemessung ist bisher nicht gegeben. Das von den psychiatrisch-psychosomatischen Fachgesellschaften und Verbänden entwickelte Plattform-Modell verfolgt einen kombiniert empirisch-normativen Ansatz für ein zukunftsfähiges Bemessungsinstrument für die verschiedenen Berufsgruppen. Das vorgelegte Konzept hat sich in der gesundheitspolitischen Diskussion als sinnvolles System einer umfassenden Personalbemessung erwiesen. Es steht jedoch die empirisch fundierte Überprüfung aus, ob dieses System für die beschriebene Aufgabe praktikabel eingesetzt werden kann und damit der Aufgabe eines belastbaren und zukunftsfähigen Bemessungsinstruments für das erforderliche Personal standhalten kann. Die Aufgabe der vorliegenden Studie war es, zu prüfen, inwieweit sich die Annahmen des Plattform-Modells bewähren und ob sich methodische Hinweise erkennen lassen oder Limitationen der Studie vorliegen, die bei der Validierung und Fundierung des Modells genutzt werden können. Die Studie bestätigt die „Machbarkeit“ des Plattform-Modells und verweist auf eine Reihe methodischer Erkenntnisse und Limitationen, die für die Fortentwicklung des Modells genutzt werden können. Das entwickelte Modell erlaubt es, unabhängig von Diagnosen und Settings die erforderliche Personalausstattung abzuleiten und zu begründen. Es ist zukunftsorientiert und dynamisch.
Abstract
The topic of personnel assessment in psychiatry, psychotherapy and psychosomatics is currently of great importance in terms of health policy. Sufficient empirical evidence for the development of a comprehensive system for staffing is not yet available. The platform model developed by the psychiatric psychosomatic societies and associations pursues a combined empirical normative approach for a future-oriented assessment instrument for the various professional groups. The concept presented has been proven in the health policy discussion as a sensible system of comprehensive personnel assessment; however, an empirically sound control is still lacking as to whether this system can be used practically for the task described and thus can withstand the task of a resilient and future-proof measurement instrument for the necessary personnel. The task of the present study was to examine the extent to which the assumptions of the platform model are confirmed, whether methodological indications can be identified and whether there are limitations of the study that can be used in the validation and foundation of the model. The study confirmed the feasibility of the model and refers to a number of methodological findings and limitations that can be used for the further development of the model. The developed model allows the necessary staffing to be derived and justified, regardless of diagnoses and settings. It is future-oriented and dynamic.
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A. Deister, P. Brückner-Bozetti, G. Heuft, M. Kölch, M. Klein, M. Löhr, A. Richert und I. Hauth geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Für diesen Beitrag wurden von den Autoren keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien.
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Deister, A., Brückner-Bozetti, P., Heuft, G. et al. Personalbemessung in der Psychiatrie und Psychotherapie. Nervenarzt 92, 457–467 (2021). https://doi.org/10.1007/s00115-020-00995-w
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00115-020-00995-w
Schlüsselwörter
- Psychiatrische Versorgung
- Gesundheitspolitik
- Bemessungsinstrumente
- Tätigkeitsprofil
- Patientenorientierter Bedarf